Wenn man das Herz Nordzyperns betritt, kann man nicht umhin, von der reichen Geschichte fasziniert zu sein, die sich in jeder Ecke entfaltet. Unter den vielen Juwelen von Kyrenia sticht das Foltermuseum hervor, nicht nur wegen seiner düsteren Natur, sondern auch wegen der Geschichten, die es aus einer vergangenen Ära erzählt.
Die majestätische Kyrenia-Festung
Die Festung Kyrenia ist ein architektonisches Juwel Nordzyperns und bewahrt in ihren Mauern zahlreiche bedeutende Artefakte aus vergangenen Jahrhunderten. Eines der faszinierendsten Exponate ist das Foltermuseum. Die Festung selbst hat den Aufstieg und Fall vieler Reiche erlebt, wobei die ersten Mauern während des Römischen Reiches errichtet wurden. Teile byzantinischer Bauwerke aus dem 7. Jahrhundert sind noch heute erhalten und zeugen von der turbulenten Geschichte der Region.
Die dunklen Tiefen des Dungeons
Das Foltermuseum im Schloss Kyrenia befindet sich in einem Verlies, das einst als Gefängnis diente. Um zum Museum zu gelangen, muss man zum nördlichen Teil der Festung gehen und absteigen. Der Eintrittspreis für das Foltermuseum ist im Ticketpreis für die Festung Kyrenia enthalten: Ein Erwachsenenticket kostet 20 türkische Lira, während Kinder unter 12 Jahren freien Eintritt haben.
Ein Blick in die Vergangenheit
Die ersten Mauern der Festung wurden während der Zeit des Römischen Reiches errichtet. Überreste byzantinischer Bauwerke aus dem 7. Jahrhundert sind noch heute sichtbar. Die Festung wechselte mehrmals den Besitzer, bis sie unter die Herrschaft der Jerusalemer Könige – der Lusignan-Dynastie – kam. Zwischen 1208 und 1211 wurde das Territorium der Festung unter der Führung von Jean d'Ibelin erheblich erweitert. In dieser Zeit wurde in der Nähe der Westmauer ein neues Gebäude errichtet, in dessen Keller ein Gefängnis untergebracht war. Genau in diesem Gefängnis befindet sich heute das Foltermuseum.
Das Gefängnis war für die Inhaftierung von Adligen, vor allem der Tempelritter, konzipiert. Eine ihrer berühmtesten Insassen war Joanna L'Alemann, die Geliebte von König Peter I., die von der Frau des Königs eingesperrt wurde. Trotz der zahlreichen Ausstellungsstücke starben viele Gefangene nicht durch Foltergeräte, sondern dadurch, dass sie in einen engen Schacht geworfen wurden, wo sie einem langsamen Hungertod starben. Eine der bedeutendsten Inhaftierungen ereignete sich im Jahr 1310, als 22 adlige Ritter, die versuchten, sich gegen die Lusignaner aufzulehnen, aneinandergekettet und dem Hunger überlassen wurden.
Die grausamen Ausstellungen
Das Museum zeigt Szenen mittelalterlicher Folter, die Rittern zugefügt wurden. Lebensechte Schaufensterpuppen hinterlassen bei den Besuchern einen unauslöschlichen Eindruck: gekreuzigte Körper mit angespannten Muskeln und blauen Flecken, vor Entsetzen verzerrte Gesichter. Diese Wachsfiguren werden an Wänden und Folterrädern ausgestellt, einige liegen mit erhobenen Händen in tiefen Gruben (Besucher werfen gelegentlich Münzen in diese Gruben). Neben den Gefolterten stehen Schaufensterpuppen von Henkern und Wärtern, deren Gesichter streng und gleichgültig gegenüber dem Leiden der Gefangenen sind. In einer Ecke steht das Modell eines Priesters und segnet die Insassen auf ihrer letzten Reise.
Was dieses Museum von anderen ähnlichen Ausstellungen unterscheidet, sind seine lebendigen Ausstellungen. Anstatt nur Folterinstrumente zu präsentieren, wird deren Verwendung anschaulich demonstriert. Aufgrund seines extremen Realismus gilt für das Museum eine Altersbeschränkung von 13+. Darüber hinaus zeigen die Exponate die Gefangenen nackt.
Navigieren zum Foltermuseum
Die Festung Kyrenia liegt zentral und ist leicht an ihren monumentalen Mauern zu erkennen. Direkt gegenüber liegt der zentrale Hafen von Kyrenia. Eine Bushaltestelle ist zu Fuß erreichbar. Die nächstgelegene Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel ist „Girne Otobus İstasyonu“, nur 5 Gehminuten entfernt. Abhängig von Ihrem Ausgangspunkt, entweder von griechischer oder türkischer Seite, variiert die Route zur Festung Kyrenia. Von der griechischen Seite aus müssen Sie die Grenzkontrolle passieren, sich einer Passüberprüfung unterziehen und ein Fahrzeugversicherungsdokument (an der Grenze erhältlich) vorlegen. Der nächstgelegene Kontrollpunkt befindet sich in Agios Dometios, einem Vorort der Inselhauptstadt Nikosia. Die Reise von der Grenze nach Kyrenia dauert 25 km. Parkmöglichkeiten gibt es auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz auf der Ostseite der Festung.
Für diejenigen, die ein tieferes Verständnis suchen, insbesondere nicht Englisch sprechende Personen, empfiehlt sich die Teilnahme an einer Führung. Auf diese Weise erfahren Sie nicht nur etwas über die Funktionsweise der einzelnen Foltergeräte, sondern auch über die tragischen Geschichten der berühmten Gefängnisinsassen.
Eine Reise durch das Foltermuseum ist nichts für schwache Nerven. Es ist eine deutliche Erinnerung an die Brutalität der Vergangenheit, ein Beweis dafür, wie weit Menschen bei ihrem Streben nach Macht und Kontrolle gehen können. Dennoch ist es ein unverzichtbarer Besuch für Geschichtsinteressierte, der einen einzigartigen Einblick in ein dunkles Kapitel der Vergangenheit Kyrenias bietet.